Mediterranes Flair im Alpenland

Bereits in der Römerzeit waren Olivenbäume in den milderen Lagen Südtirols heimisch, doch die kleine Eiszeit im 16. und 17. Jahrhundert setzte der mediterranen Pflanze fast ein Ende. Erst in den letzten Jahrzehnten erlebte der Olivenbaum eine Renaissance – als Symbol für mediterranes Flair, in privaten Gärten, am Rand von Weingärten und gelegentlich in kleinen Olivenhainen wie in Margreid und Kurtatsch.


2009 nahm die Südtiroler Bauernbund Ortsgruppe Kurtatsch das Projekt „Kurtatscher Olivenöl“ in Angriff. Olivenbaumbesitzer aus der Region konnten ihre Ernte – egal wie klein – in der Kellerei Kurtatsch abgeben. Schon im ersten Jahr wurden 179 Kilogramm Oliven gesammelt und in der modernen Ölmühle in Riva del Garda zu 26 Kilogramm hochwertigem, grasgrünem Olivenöl verarbeitet. Das Öl überraschte mit seiner frischen, pikanten Note und einem Hauch von frisch geschnittenem Gras.

Heute steht das Olivenöl aus Südtirols Süden für Qualität und Innovation. Es begeistert bei Verkostungen und überrascht selbst Experten – wer hätte gedacht, dass in Südtirol exzellentes Olivenöl entsteht?


Die Erfolgsgeschichte des Kurtatscher Olivenöls
Die Begeisterung für Olivenbäume nahm in und um Kurtatsch schnell Fahrt auf. Vernachlässigte Bäume wurden fachgerecht geschnitten, viele junge Olivenbäume neu gepflanzt, und das Interesse am Anbau wuchs. Mit Unterstützung des Versuchszentrums „Edmund Mach“ in San Michele (TN) bietet die Südtiroler Bauernbund Ortsgruppe Kurtatsch Schnittkurse an, die vielen „Olivenbauern“ überraschend reiche Ernten bescherten. So brachte ein alter Baum stolze 90 Kilogramm Oliven hervor – ein Rekord für die Region.

Dank dieser Bemühungen stiegen die Mengen des Gemeinschaftsprojekts rasch an. Bereits zur 10. Ernte im Jahr 2018 wurden beeindruckende 5300 Kilogramm Oliven von 169 engagierten „Olivenbauern und Bäuerinnen“ angeliefert.


Das grüne Gold von Kurtatsch: Gemeinschaft, Qualität und Leidenschaft
Am Ende der Ernte bekommt jeder Teilnehmer seinen Anteil des Olivenöls zurück – liebevoll abgefüllt in kleinen Flaschen. Ein kleiner Teil wird von den Organisatoren für Verkostungen, Geschenke oder andere besondere Anlässe zurückbehalten. Die Kosten für Verarbeitung und Abfüllung tragen die „Olivenbauern“ anteilsmäßig.

Die Erntemengen schwanken stark von Jahr zu Jahr. Während es 2019 aufgrund von Wetterbedingungen und Schädlingsbefall nur 800 Kilogramm Oliven waren, erreichte die Ernte 2020 wieder stolze 4700 Kilogramm. Faktoren wie Wetter, Schädlinge und die Erfahrung der Olivenbauern spielen hier eine entscheidende Rolle. Die Ausbeute liegt dabei zwischen 10 und 15 Prozent – ein stolzer Wert für die Region. Seit 2019 wird der Erntetermin auf Ende Oktober vorverlegt, um die Oliven im idealen Reifestadium zu ernten. Mittlerweile setzt man bei Neupflanzungen verstärkt auf die Sorte „Frantoio“, die sich durch ein langes Erntefenster perfekt für das Projekt eignet.

Das Projekt „Kurtatscher Olivenöl“ verkörpert den Südtiroler Genossenschaftsgedanken in seiner reinsten Form: Alleine hätte keiner etwas – zusammen haben wir jedes Jahr ein Stück des „grünen Goldes“.

Und doch bleibt dieses besondere Öl ein rares Gut. Es gibt kein „EXTRA VERGINE“ aus Kurtatsch im Handel zu kaufen.
Wer jedoch einen der engagierten „Olivenbauern“ kennt, hat vielleicht mit etwas Geduld und Überzeugungskraft die Chance, in den Genuss dieses außergewöhnlichen Öls zu kommen.